Die 1. Mannschaft trat in der letzten Runde am 10. April 2011 in der Schwabenliga I gegen
SGA an. Da man die wichtige Runde davor gegen den potentiellen Mitabstiegskanditaten
Königsbrunn gewonnen hatte, war in der Schlußrunde für (bzw. dann genauer gegen)
Klosterlechfeld das Risiko, doch noch auf einem Abstiegsplatz zu „landen“, sehr gering.
Hans und Lorenz machten an Brett 1 und 2 schnelle Salonremisen.
Dennis spielte souverän und konnte ein brachiales Opfer seines Gegners als klaren Fehler
nachweisen; dessen latente Angriffs- bzw. Dauerschachdrohungen verliefen nach einer
klugen Verteidigung schnell im Sande.
Lukas hatte eine komplexe Stellung, bei der er mit einer Bauernmehrheit bzw.
Bauernwalze gegen die Mehrfigur des Gegners hätte drohen können, nur hatte er in dieser
Phase das Stellungspech, dass er die Bauern auf dem Damenflügel schnell aufgeben
mußte. Lukas spielte dann das verbleibende Bauernendspiel auf dem Königsflügel gegen
den Mehrspringer des Gegners so geschickt, dass der letzte Bauer des Gegner aufgelöst
werden konnte. Ein schönes Kampfremis.
Weniger Glück hatte unser Käpt’n Stefan, der sich zwar äußerst zäh in einer gedrückten
Stellung verteidigte, nur nach dem erzwungenen Generalabtausch der Türme und
Leichtfiguren blieb dem Gegner ein Läufer mehr.
Dafür war es bei Helmut genau umgekehrt: nach einem klugen Abtausch Läufer gegen
Springer, der seinem Gegner im bevorstehenden Springerendspiel einen Doppelbauern
„verpaßte“, und dem Abtausch der Türme in der einzig offenen Linie zeigte sich, dass ein
Doppelbauer im Bauernendspiel auf Dauer ein Nachteil ist, den Helmut klar nachwies; er
konnte mit seinem König im richtigen Augenblick ins gegnerische Bauernlagen eindringen.
Die mutigste Angriffspartie spielte Karsten, der sich zwei verbundene Freibauern sicherte,
indem er in die Angriffsdrohungen von Weiß hinein seinen Läufer von der Königsdeckung
abzug und dafür mit La4 seinen Freibauern b3 und c2 weiter verstärkte. Als ich als
Zuschauer den Zug La4 sah, wollte ich schon laut „Bo-Äh!!“ ausrufen; das war der frechste
Zug der ganzen Saison. Obwohl der Turm auf h8 einfach hing, war seine Gegendrohung,
entweder mit Dd1 ein Grundreihenmatt im Gegenzug zu erzwingen oder bei Verteidigung
dieser Drohung die beiden Bauern „durchzupressen“, auf Dauer unhaltbar. Es war eine
großartige Abwägung von Chance und Risiko, da niemand von uns alle möglichen
Varianten nach La4 durchrechnen kann, nur diese Dauerdruck ist für einen Verteidiger
sehr schwer auszuhalten.
Die schönste Partie des Tages spielte Alexander Billing: es war eine Partie wie aus einem
Guß: Zunächst die klare Eröffnungsstrategie, die dann mit einem Bauernopfer dazu führte,
dass Schwarz seine Entwicklung nicht „normal“ fortsetzen konnte. Es folgte konsequent
das Eindringen der weißen Dame über die weißen Felder, wobei zugleich Schwarz
künstlich „rochieren“ mußte. Als sich der schwarze König doch irgendwie retten konnte,
spielte Alexander das Endspiel technisch brilliant, indem er sich mit einem forcierten
Damen- und Turmtausch einen entfernten freien Bauern in der h-Linie sicherte, während
sein König in der c-Linie stets im Quadrat des freien f-Bauern des Gegners blieb. Schwarz
mußte daher für den h-Bauern seinen Läufer geben und der Mehrspringer „kümmerte“ sich
technisch sicher um die beiden Bauern des Gegners auf dem Damenflügel.
Die Endtabelle zeigt uns auf Platz 3 der Schwabenliga I, nur wenn wir gegen die SGA
verloren hätten, hätte wir genau so viel Punkte gehabt wie Platz 7, wenn auch mit
besseren Brettpunkten. Es zeigt nur, wie nah dieses Jahr die Mannschaften beieinander
waren. Allen unseren Spielern, die hart für uns gekämpft und viele schöne Partien, -die
„häßlichen“ Partien wollen wir zum Saisonausklang vergessen- gespielt haben, sagen wir
herzlichen Dank für Euren kreativen Einsatz.
Schade ist, dass Mering mit dem besten Brettpunktergebnis aller Mannschaften den
Aufstieg knapp verpaßte, so sehr wir den Schachfreunden von Kaufbeuren den Aufstieg
auf der Ziellinie gönnen und herzlich gratulieren.
Am 16. April fand dann noch das mittelschwäbische Mannschaftspokal-Endspiel in der
Allianz-Arena äh in der Hacker-Pschorr-Anlage des TSV Landsberg am Lech. Die
Räumlichkeiten sind dort fürs Schachspielen die besten im ganzen Landkreis.
Lorenz stand auf Brett 2 in der Eröffnung gedrückt, nur durch die Entlastung mit
Figurenabtausch und dem geschlossenen Charakter der Stellung blieb die Remisbreite
gewahrt.
Am Spitzenbrett konnte sich Hans einen leichten Stellungsvorteil mit seinen beiden
starken Läufern und seinem gedeckten Freibauern herausarbeiten, nur war nicht zu
sehen, wie man mit dem König in die gegnerische Stellung eindringen kann. Remis.
Karsten spielte an Brett 4 wie schon in der letzten Mannschaftsrunde ein starke
Angriffspartie, die mit einem Ablenkungsopfer zum Damengewinn führte. Hier hatten beide
Spieler die gleiche Idee, die jeweilige Fianchettostellung, -Weiß mit Lh6 und Schwarz mit
Lh3-, zu „befragen“. Im Ergebnis war die Stellung von Karsten nachhaltiger, als er nach
Tf1 – Tf2 den Bauern f4 bis nach f6 bringen konnte, was den Mattangriff auf den
schwarzen Feldern erst ermöglichte.
Kevin auf Brett 3 spielte eine französische Partie, bei der er sich am Damenflügel, wie
kürzlich Karsten, zwei verbundene Freibauern auf c4 und b3 sichern konnte. Es war
technisch beeindruckend, wie er zunächst die einzig aktive Verteidigugsfigur, einen
schwarzen Turm abtauschte. Während ich mir als Zuschauer überlegte, wie man mit einer
Königswanderung die beiden Freibauern unterstützen könnte, wählte Kevin die direkte Art:
Der Springer wanderte von a5 über c6 nach b4 und dort nach a2 und nach erzwungenen
Zügen des Gegners war die Bahn für den c-Bauern frei. Schach ist (manchmal) so
einfach.
Damit hatte Klosterlechfeld den mittelschwäbischen Mannschaftspokal drei zu eins
gewonnen.
SK Klosterlechfeld I – Schachges. Augsburg 1873
Heinrich Laurentius